Marc Mietz: „Weder die Vogel-Strauß-Methode noch das Verfallen in blinden Aktionismus sind dienlich“

Die anhaltende Corona-Pandemie, eine bevorstehende Winter-Rezension, der Wandel vom Arbeitgeber- zum Arbeitnehmermarkt – wie geht es 2023 weiter für Unternehmen? Marc Mietz, geschäftsführender Gesellschafter der OPTIQUM im Gespräch.

 

Marc, der Trend zur dezentralisierten Arbeit, vor allem vom Homeoffice aus, hält situationsbedingt und branchenübergreifend an. Was bedeutet dies in Hinblick auf die zukünftige Art der Arbeit, auch im Hinblick auf die Zusammenarbeit mit Beratungsunternehmen?

Das Thema der Remotearbeit wird corona-unabhängig nicht wegzudenken sein. Viele Unternehmen haben festgestellt, dass es funktioniert. Und dadurch, dass es funktioniert, wird festgestellt, dass es zur Effizienzsteigerung beiträgt. 

Natürlich gibt es auch Schattenseiten: Der persönliche Kontakt mit Kollegen, Vorgesetzten und auch Kunden kann darunter leidet – deswegen wird sich das Thema weiter in ein Hybrid-Model verändern. 
Hierbei meine ich vorrangig Situationen wie Erstkontakte, Eskalationen, wichtige Entscheidungsfindungen und bedeutsame Themen. Doch Standard-Arbeiten und nicht-tagfüllende Tätigkeiten werden sinnigerweise remote durchgeführt werden. 

Pauschalisieren kann ich diese Aussage jedoch nicht, denn es kommt sehr auf die Bedürfnisse und Wünsche der betreffenden Organisation an, die unternehmensinterne Ausrichtung sowie die technische Ausstattung, im Speziellen im Bereich der Produktion. Auch hier gibt es großes Potenzial durch technische Weiterentwicklung. Weltweit führende Zertifizierungsgesellschaften beschäftigen sich beispielsweise aktuell intensiv mit Virtual Reality und treiben das Thema voran. Das Stichwort hierzu ist Hybrid / Remote Auditing

 

Was bedeutet das für die Zusammenarbeit mit Beratungsunternehmen?
Grundvoraussetzung, um remote beratend tätig sein zu können, ist im Wesentlichen die digitale Aufstellung und auch Ausrüstung – sowohl was Hardware wie ein ausgezeichnetes Bild und Ton bei Videokonferenzen, die entsprechende technische Voraussetzungen, sicherer Austausch von Dokumenten, geschützte Cloud-Systeme und Kommunikationswege, angeht, als auch das Mindset und die Vorbereitung der Mitarbeiter im Bereich Online-Präsentation. Diese Voraussetzungen müssen allerdings auf beiden Seiten, also auch beim Kunden, gegeben sein.

Sind denn Kunden in der Regel der Remote-Beratung und -Auditierung gegenüber aufgeschlossen?
Viele Kunden müssen erstmal positive Erfahrung machen, denn nicht selten sind vorausgehende Remote-Beratungen wenig zufriedenstellend erfolgt und die Kunden haben daher durchaus manchmal ein ablehnendes Verhalten gegenüber dieser Art der Beratungstätigkeit. Hier gilt es, durch wirklich tadellose Ausstattung und geschulte Mitarbeiter einen optimalen ersten Eindruck im Bereich der Remote-Beratung zu vermitteln. 

Unser Team von der OPTIQUM wurde beispielweise nicht nur mit guter Hardware am Homeoffice-Arbeitsplatz und exzellenten Sicherheitssystemen ausgestattet, sondern hat durch ein intensives Training seitens der Medientrainerin und Körperspracheexpertin Yvonne de Bark entsprechend geschult.

Welche weiteren Aspekte sind bei der Remote-Beratung noch von Bedeutung?
Generell haben Beratungs-Unternehmen die Möglichkeit, ihren Wirkungskreis auf Basis von Remote-Tätigkeiten relativ problemlos zu erweitern und auch international tätig zu sein. 

Weitere positive Aspekte – für alle Beteiligten sind die Vermeidung von Reisezeiten und Einsparung von Kilometer-Aufwänden und Übernachtungs- sowie Verpflegungskosten. Effizienteres Arbeiten der Consultants und bessere Erreichbarkeit der Berater für Kunden sind definitiv Vorteile der Remote-Tätigkeit. Auch der Umweltaspekt sollte nicht außer Acht gelassen werden: weniger CO2-Ausstoß!

Von essenzieller Bedeutung sind auch die kommende Arbeitszeitenregelung: Beratungstermine unter Einhaltung gesetzlicher Vorgaben umzusetzen wird eine Herausforderung darstellen. Bedenkt man die klar vorgeschriebenen Arbeitszeiten, Einhaltungen der Pausen- und Ruhezeiten, können für den Kunden schnell Kosten anfallen, die remote eingespart werden hätten könne.

Und welchen Einfluss hat die Remote-Beratung für die Angestellten eines Consulting-Unternehmens? 
Auch zur Mitarbeitergewinnung und Mitarbeitermotivation ist die Beratung aus dem remote Bereich heraus ein wichtiges Argument. Bei smarter Umsetzung lässt sich die so oft beworbene Work-Life-Balance tatsächlich nachhaltig und effektiv umsetzen. Remote-Beratung ermöglicht zudem eine bessere Flexibilität für die Mitarbeitenden, beispielsweise für Schwangere, Mitarbeitende in Elternzeit oder mit besonderen physischen oder Psychischen Anforderungen – denn so bleiben wertvolle Fachkräfte dem Markt erhalten.

Kann man sagen, dass der Fokus verstärkt auf den Bedürfnissen der Mitarbeiter liegt, die Wertschätzung eine andere Dimension erreicht? Wie wirkt sich dies auf die Unternehmensstrategien- und Strukturen aus?
Die Steigerung der Wertschätzung ist spürbar – Geld ist längst nicht mehr die einzige, primäre Motivation. Heute rücken verstärkt immaterielle Werte - sei es das Ausleben der Kreativität, Gehör finden, die Anerkennung des Stellenwertes, ein respektvoller Umgang - in den Fokus von Mitarbeitenden.

 
Jeder von uns wünscht sich Akzeptanz, Anerkennung, Aufmerksamkeit, wir sind soziale Wesen. Die war in den letzten 15 Jahren einfach nicht ausreichend gegeben. Alte Denkmuster mit Sätzen wie „Lehrjahre sind keine Herrenjahre“, „Diamanten entstehen nur unter Druck“ oder Motivationsanreize wie Firmenwagen, Prämien oder Statussymbole rücken deutlich in den Hintergrund. Eine unternehmensinterne flache Hierarchie hat mittlerweile bei Mitarbeitenden mittlerweile wesentlich mehr Gewicht: Nicht mehr Delegieren aus dem Elfenbeinturm, sondern Kommunikation mit den Mitarbeitenden, um effiziente und nachhaltige Lösungsansätze zu finden. 

Dieser Ansatz ist auch unabdingbar nötig: Das Verstehen, warum Mitarbeitende tun, was sie tun und gleichzeitig auch das Erklären des „WARUMS“ seitens der Geschäftsführung. Warum wurden bestimmte Entscheidungen so getroffen? In welchem Kontext sind die Entscheidungen erfolgt? Dies fördert die intrinsische Motivation der Mitarbeitenden, das Verständnis und somit auch das Engagement. Nur mit derart motivierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern kann die Wettbewerbsfähigkeit auch zukünftig erhalten bleiben

Lass uns über die Generation Z sprechen, die Mitarbeiter von morgen. Generation Z, also Menschen, die nach 1995 geboren wurden, werden spezifische Eigenschaften zugesprochen: Sie seien Digital Natives, selbstbewusst, engagiert, anspruchsvoll, sehr auf das eigene well-being fokussiert. 
Wie passen sie in das Unternehmensbild als Mitarbeitende?

Die große Herausforderung im positiven Sinne im Hinblick auf die Generation Z mit ihren Bedürfnissen und Erwartungen an Unternehmen ist es, sie richtig abzuholen. Man muss ihren Anforderungen gerecht wird, da sie Unternehmen dabei unterstützen, aus starren Strukturen auszubrechen und moderne Sichtweisen zu adaptierten. Ein wichtiger Faktor dabei ist die generationenübergreifende Verknüpfung von Knowhow, Skills und Bedürfnissen. Ein wertschätzender Umgang, beider Seiten: Unternehmen und Mitarbeitende der Generation Z kommen zusammen, wenn sie eine mit eine gute Kommunikations- und auch Kompromisskultur pflegen. 

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Generation Z einfach ein paar andere, neue Bedürfnisse, als bisher gewohnt mitbringt– sie aber nicht ernst zu nehmen wäre zu kurz gedacht. Eine schrittweise Annäherung sowie ein gemeinsamer Lernprozess sind der Schlüssel, der – und da bin ich sicher – Unternehmen und Organisationen sehr von den Sichtweisen und Lösungsansätzen der neuen Mitarbeitenden-Generation profitieren lässt.

Ging es während der Coronapandemie vor allem um ein Sicherstellen der eigenen Gesundheit, löst sich die enge Verknüpfung von Sicherheit mit Gesundheit nun wieder zunehmend. Durch den Krieg in Europa hat das Thema „Sicherheit“ eine existenzielle Form angenommen, zumal als erweiterter Kriegsschauplatz nun auch digitale Infrastrukturen in den Fokus rücken. Siehst du das auch so?

Noch nie war es so wichtig wie heute, sich mit Dingen zu beschäftigen, die gefühlt sonst sehr weit entfernt waren. Beispiele für solche Themen sind ein umfassender Stromausfall, Cybercrime oder auch Naturkatastrophen.
Denn oftmals gilt hier noch immer die Annahme, dass die eigene Unternehmung schon nicht in den Fokus gerät, doch ganz gut mit Firewall geschützt sei oder aus sonstigen Gründen nicht betroffen sein würde.
Doch das ist nicht der Fall! Wirklich JEDES Unternehmen kann heute und zukünftig von solchen Risiken betroffen sein. Und erst zu handeln, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist – das ist dann einfach zu spät!

Hinzu kommt auch, dass unternehmerische Resilienz oft nur relativ kurzfristig und punktuell fokussiert wird: Selten länger als 3 Jahre und fokussiert auf Gewinnmaximierung, Mitarbeiterentwicklung und Erfolgsorientierung.

Wenig berücksichtigt werden dahingegen Präventionsmaßnahmen, die aber vor der aktuellen globalen Entwicklung extrem wichtig sind und noch wichtiger werden. Dazu gehört es, wesentlich intensiver den Kontext in Verbindung mit der Unternehmensstrategie abzugleichen. Wünschenswert wäre es, wenn wesentlich mehr Unternehmen Business Continuity als gelebtes System und nicht nur als theoretisch vorhandenes Konstrukt zur Zufriedenstellung des Auditors integrieren. 

Immer häufiger bringen mittlerweile auch äußere Einflüsse Lieferketten aus heiterem Himmel ins Stocken. Eine resiliente Supply Chain kann den entscheidenden Unterschied machen, wenn es darum geht, kritische Geschäftsunterbrechungen zu verhindern - einschließlich solcher, die durch Cyberattacken verursacht werden. Denn kommt es dazu, kann sich das nicht nur auf Ihren Umsatz, sondern auch auf die Unternehmensmarke und -reputation auswirken.

Die digitale Transformation ist in aller Munde. Kannst du uns einen kleinen Überblick geben, um was genau es sich dabei handelt und einen Ausblick, wie sie zukünftig Unternehmen beeinflussen wird?


Ja, sie ist in aller Munde. Aber oftmals ist unternehmensintern gar nicht definiert, um was es sich dabei überhaupt handelt. Digitale Transformation ist ein relativ schlecht definierter Begriff. Sie bedeutet für Unternehmen weitaus mehr als die Abbildung manueller Tätigkeiten mit digitalen Technologien. Vielmehr findet der digitale Wandel auf mehreren Ebenen statt: Digitale Geschäftsmodelle, Digitale Prozessinnovation, Digitale Services, Transformation der Kundenbeziehungen – also eine holistische Betrachtung des Körpers der Organisation in diesem Kontext!

Wichtig ist, dass die digitale Transformation in Unternehmen nicht erzwungen, sondern das Verständnis für das WARUM gefördert wird. Hier ist das Lernen von den Fähigkeiten und Ansichten der Digital Natives und das Vereinbaren ihrer Herangehensweisen und Lösungsansätzen mit den bestehenden unternehmerischen Vorgehensweisen und Gepflogenheiten unabdingbar.

Denn bei der digitalen Transformation geht es nicht darum, einfach stumpf bestehende Abläufe durch eine Software ersetzen, sondern ein effizienter und effektiver Prozess, der lebbar durch die Prozessbeteiligten ist definieren und dann mit den entsprechenden Software- und Digitalisierungslösungen umsetzen und zum Leben erwecken.

Wie kann man das eigene Team in den Prozess der digitalen Transformation einbinden? Es ist ja gar nicht so selten, dass besonders bei traditionsreichen, etablierten Organisationen Neuerungen eher mit Argusaugen betrachtet werden.


Prozesse sind das Nervensystem eines Unternehmens, wenn wir das anatomische Beispiel beibehalten wollen


Vollständig erfolgreich wird eine digitale Transformation erst dann sein, wenn eine komplette Disruption, eine Auflösung der bestehenden Denkmuster und Strukturen stattgefunden und sich ein neues Mindsetting etabliert hat!


Die Kunst dabei ist es, sukzessive in das Mindset der Mitarbeitenden Neues einfließen zu lassen und nicht ein neues Gedankenkonstrukt aufzuzwingen. Auch hier ist die Erklärung des WARUM essenziel. Dies funktioniert nur, wenn die Mitarbeitenden konsequent mit eingebunden und ihre Bedürfnisse wahrgenommen werden. 


Non-Digital Natives muss die Angst vor den bevorstehenden Veränderungen genommen und die neuen Ansätze zur digitalen Transformation anschaulich und nachvollziehbar dargelegt werden. Indem man keine Fronten zwischen neu und alt aufbaut, sondern gegenseitig voneinander lernt und das gemeinsame Ziel, wie Arbeitserleichterung, Verbesserung, Effizienz, als Team erreicht.  


Was empfiehlst du Unternehmern in Hinblick auf das kommende Jahr mit seinen Herausforderungen?


Die anstehende Rezession, die Veränderung der Supply Chain und damit einhergehende Herausforderungen, wie die erwartete Energieknappheit werden dieses und auch nächstes Jahr eine Herausforderung für alle Organisationen – ob klein, ob groß – mit sich bringen.

Nachhaltigkeit, Informations-Sicherheit, Resilienz aber auch die Digitale Transformation sowie die Bindung und Motivation von Mitarbeitenden als zentrale Themen sind unumgänglich. Wichtig ist, vor lauter Bäumen den Wald dabei nicht aus dem Blick zu verlieren: eine strukturierte, gut geplante Herangehensweise ermöglicht die nachhaltige Umsetzung und Implementierung in die Unternehmensstruktur. 

Das ist an dieser Stelle leicht gesagt. Natürlich bringen diese Punkte Herausforderungen mit sich, die wir zusammen mit unseren Kunden in den letzten Jahren erfolgreich gemeistert haben. 

Doch weder die Vogel-Strauß-Methode noch das Verfallen in blinden Aktionismus sind hier dienlich. Vielmehr gilt es, sich einen guten Überblick zu verschaffen und das Ganze strategisch anzugehen.


Ein neutraler Blick von außen ist hier oftmals hilfreich, um die richtigen Prioritäten zu setzen.
Bei Fragen zum Thema ist unser Team der OPTIQUM daher jederzeit gerne für Sie da.
 

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